Macht  durch Disziplin. Macht durch Gemeinschaft. Macht durch Handeln.
 

Gruppenzwang/-Dynamiken


Als Gruppe gelten in der Regel drei Personen und mehr, die gemeinsame Ziele verfolgen und unter denen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit besteht. Sie bilden sich in jedem Bereich des Soziallebens. Innerhalb von Gruppen kann es zu verschiedenen Dynamiken wie Gruppenarbeit, aber auch Gruppenkonflikten oder Gruppenzwang kommen.
So kann es passieren, dass es innerhalb einer Gruppe zu Konflikten kommt, die die Struktur der Gruppe bedrohen können. In diesem Fall spricht man von Gruppenkonflikten. Gruppenkonflikte können aber nicht nur innerhalb einer Gruppe und ihrer Mitglieder auftreten, sondern auch zwischen verschiedenen Gruppen. Möchte man Konflikte und Unstimmigkeiten innerhalb einer Gruppe vermeiden, kann es passieren, dass man sich Interessen und Zielen der Gruppe beugt, die nicht den eigenen Interessen oder Zielen entsprechen. In diesem Fall spricht man von Gruppenzwang (auch Gruppendruck genannt). Er entsteht, wenn Mitglieder der Gruppe Einfluss auf einzelne Gruppenmitglieder oder einen kleineren Teil der Gruppe ausüben.
Eine Beziehung zu anderen Menschen ist ein Grundbedürfnis. Das hängt auch mit dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit zusammen. Auch das Verlangen nach Anerkennung ist ein Bedürfnis des Menschen, das einzelne Gruppenmitglieder zur Anpassung des eigenen Denkens und Handelns bewegt. Das hängt auch mit der Angst, gemieden oder ausgeschlossen zu werden, zusammen. Mit einem wachsenden Wir-Gefühl steigt auch der Druck, die Gruppenansichten einzuhalten und gemeinsame Ziele umzusetzen.
Um die oben genannten Bedürfnisse zu befriedigen, folgen Menschen häufig den Vorgaben der Gruppe. Die Verhaltensweisen der Gruppe entsprechen dabei nicht zwingend den Handlungen, denen die Person freiwillig allein nachgehen würde. Sie passt sich an, um nicht von der Gruppe ausgeschlossen zu werden.
Gruppenzwänge sind vor allem dann von Nachteil, wenn Gruppenmitglieder nicht ihre eigenen Ansichten vertreten können, sondern gegen ihren Willen das Denken und Handeln der Gruppe nachahmen. Wirklich gefährlich wird es, wenn größere Gruppen, wie ganze Bevölkerungen, sich einem Gruppenzwang blind beugen und somit Ansichten und das Handeln nicht hinterfragen, sondern einfach Folge leisten.

Aufgabe 1:
• In jeder Gruppe gibt es unausgesprochene Spielregeln und Erwartungen. Nennt Beispiele für solche ungeschriebenen, aber dennoch geltenden Regeln in Gruppen.
• Wie kann es eurer Meinung nach passieren, dass eine Gruppierung straffällig wird?
• Gibt es eurer Meinung nach Warnsignale, die auf eine kritische Gruppendynamik hinweisen?

Übung 1: „Ausgrenzen“
Je eine freiwillige Person wird gebeten für einen Moment den Raum zu verlassen. Während die Person draußen ist, erhalten die übrigen Schüler*innen folgende Aufgabe:
a) Wenn die Person wieder reinkommt, schauen alle sie die ganze Zeit an.
b) Wenn die Person wieder reinkommt, schaut keiner sie an.
c) Bildet einen Kreis im Stehen. Wenn die Person wieder reinkommt, lasst sie nicht mit im Kreis stehen. Die Person draußen erhält die Aufgabe, sich mit in den Kreis zu stellen.

Bei jeder Runde (a,b,c) sollte eine andere Person den Raum verlassen. Ebenso sollte nach jeder Runde ein Reflektionsgespräch geführt werden:
• Wie hat sich die betroffene Person gefühlt?
• Wie hat sich die Gruppe gefühlt?
• Fiel es der Gruppe leicht, die Person auszugrenzen? Hat es vielleicht sogar Spaß gemacht? Warum?
• Ist das, was hier gerade passiert ist, Gewalt?


Übung 2: „Teamwork“
Die Spielleitung breitet eine große Decke auf dem Boden aus. Die Schüler*innen stellen sich alle gemeinsam auf die Decke und erhalten folgende Aufgabe:
Dreht die Decke einmal auf die umgekehrte Seite (so, dass die Seite die jetzt auf dem Boden aufliegt, danach zur Decke zeigt). Während des Drehens darf niemand den Boden berühren. Alle müssen auf der Decke bleiben. Wenn jemand den Boden berührt, beginnt ihr von vorn. Ihr habt so viele Versuche, wie nötig.
Reflektion:
• Wer hätte zu Beginn der Übung gedacht, dass ihr es schafft?
• Warum habt ihr es geschafft?
• Was hat geholfen/gut funktioniert?
• Was waren die Schwierigkeiten?
HINWEIS: Die Decke sollte so groß sein, dass die ganze Gruppe darauf stehen kann. Es reicht, wenn nur ein sehr kleiner Teil der Decke frei bleibt. Zweck der Übung ist es nicht, die beste Technik zu entwickeln, sondern als Team zusammen zu arbeiten. Nur wenn die Gruppe einen Weg findet, gemeinsam zu kommunizieren und alle dasselbe Ziel verfolgen, gelingt der Versuch. Je weniger Platz die Gruppe hat, desto größer die Herausforderung – und das Erfolgserlebnis.


Übung 3: „Springen“
Stellt euch in Reihen von je 4-5 Schüler*innen hintereinander auf. Die erste Reihe beginnt gleichzeitig, mit lautem Zählen, zehn mal synchron zu springen. Bei „10“ dreht sich die Reihe im Sprung der hinter ihr stehenden Reihe zu. Nun beginnt diese ebenfalls zehn mal zu springen und bei „10“ zu drehen. Die letzte Reihe springt zehn mal und startet dann direkt im Anschluss die neue Runde, die nun nur bis „9“ geht. So geht es weiter, bis alle Reihen sich auf „1“ umdrehen.


Übung 4: „König*in“
Die Spielleitung bestimmt eine Person, welche König*in ist. Sie kann dazu folgende Anweisungen geben: „Du herrschst über all die Leute hier. Du kannst ihnen sagen, was sie tun sollen. Und du kannst sie aus dem Spiel ausschließen, wenn du das willst. Du brauchst das nicht einmal zu begründen. Du kannst z.B. sagen „Mir gefällt nicht, wie du lachst, du bist raus.“ Wem es nicht passt, der ist ausgeschieden. Du darfst auch Befehle geben, z.B „sind ein Lied“, „spring auf und ab bis ich stopp sage, zu langsam, du bist raus“ usw. Wer ausgeschieden ist, setzt sich in die Mitte des Raumes. Ziel ist es, als Letzte*r ausgeschieden zu sein. Die Spielleitung tausche den/die König*in allerdings alle paar Minuten aus….“


Übung 5: „Flocking“
Stellt euch in ein Pulk (Traube, Knubbel, auf jeden Fall dicht aneinander) auf. Die Person, die am weitesten vorne ist, beginnt sich in Zeitlupe zu bewegen. Der Rest der Gruppe versucht, ihre Bewegungen zeitgleich zu imitieren. Dreht sich die Person vorne zu einer Seite, wird automatisch eine neue Person die Vorderste sein und somit die Führung der Bewegungen übernehmen.


Übung 6: „Standbilder" 
Die Gruppe bewegt sich frei durch den Raum. Die Spielleitung ruft eine Zahl, zum Beispiel 3. Nun teilen sich die Teilnehmenden spontan in Kleingruppen dieser Größe auf und die Spielleitung gibt ein Thema vor, zu dem ein Standbild (Pose) gezeigt werden soll. Stehen alle Kleingruppen in ihren Standbildern, dürfen sie sich aus dieser Position heraus einmal umsehen, um die anderen Standbilder zu sehen. Auf ein Kommando der Spielleitung lösen sich die Standbilder und Kleingruppen wieder auf, die Gruppe bewegt sich wieder frei durch den Raum, bis eine neue Zahl hereingerufen wird.
Themen für Standbilder können sein:
• Freundschaft
• Streit
• Ausgrenzung
• Zusammenhalt
• Spaß
• Vertrauen
• Selfie
• Kontrolle

Aufgabe 2: 
• Lest euch gemeinsam Szene (2) durch.
• Wie schätzt ihr die Beziehung zwischen Laura und David zu diesem Zeitpunkt ein?
• Könnte „die Welle“ eurer Meinung nach die Beziehung gefährden? Begründet eure Entscheidung.
• Was könnte Laura mit „was schlimmes“ meinen? Welche Befürchtungen hat sie?
• Sind ihre Befürchtungen berechtigt oder übertreibt sie?
• Wie schätzt ihr Davids Einstellung gegenüber der Welle ein?

Aufgabe 3: 
Überlegt euch in Zweierteams wie die Szene weiter gehen würde, wenn David Laura fragt, was ihre Befürchtungen sind. Wie würde das Gespräch verlaufen?
Spielt die Szene nach und ergänzt den Dialog durch eure Überlegungen.

ALTERNATIVE SCHLÜSSELSZENE

Aufgabe 4: 
• Lest euch gemeinsam Szene (3) durch.
• Wie schätzt ihr den Konflikt der Gruppe ein? Ist das ein „normaler“ Streit unter Freunden/Klassenkameraden?
• Wie schätzt ihr die Reaktionen der Gruppe auf Lauras Video ein? Sind sie berechtigt? Ist Laura zu weit gegangen?
• Welche Möglichkeiten seht ihr, den Konflikt zu lösen?

Aufgabe 5: 
Spielt die Szene in Kleingruppen nach. Ihr dürft auch weitere Personen dazu erfinden. Erfindet auch eine Folgeszene: Wie könnte die Gruppe auf diese Eskalation reagieren? Welche Meinungen werden wohl diskutiert? Findet szenisch eine Lösung für den Konflikt.